Elektronische Gesundheitskarte: Feldtest muss verschoben werden

Der für das vierte Quartal geplante Praxistest der elektronischen Gesundheitskarte muss auf nächstes Jahr verschoben werden. Die Industrie kann die benötigten Anschlussgeräte nicht termingerecht liefern.

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Elektronische Gesundheitskarte

(Bild: Gematik)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verzögert sich erneut: Der für das vierte Quartal geplante Feldtest in den Testregionen Nordwest und Südost könne frühestens im 1. Quartal 2016 beginnen, heißt es in einem Schreiben der Projektgesellschaft Gematik an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Grund sind offenbar Lieferverzögerungen bei der Hardware, mit der die 500 Arztpraxen und Krankenhäuser zum Online-Abgleich der Versichertendaten an die telemedizinische Infrastruktur der Gematik angebunden werden sollen.

Ursprünglich sollte die Industrie bereits am 1. Juli Musterexemplare dieser sogenannten Konnektoren zur Prüfung an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausliefern. Dieser Termin konnte nicht eingehalten werden. Wer für die Verzögerung die Verantwortung trägt, ist unklar. Die Gematik verweist auf die Hardwarehersteller, die wiederum die Schuld dem BSI geben.

Die Gematik bittet das Ministerium, die im gerade verabschiedeten e-Health-Gesetz festgelegten Sanktionen für Verzögerungen auszusetzen. Schließlich seien nicht die Projektbeteiligten, sondern die IT-Hersteller Schuld an der Verzögerung. "Es kann nicht sein, dass die Haushalte der beteiligten Körperschaften gekürzt werden, wenn die Industrie die notwendigen Komponenten nicht fristgerecht liefern kann", erklärte der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Gematik, Thomas Kriedel.

Die betroffenen Hersteller weisen jede Schuld von sich und haben das BSI als eigentlichen Verursacher ausgemacht. Dort habe man kurzfristig neue Sicherheitsanforderungen für die Konnektoren formuliert, die so schnell nicht umsetzbar seien. Besonders der vom BSI verlangte zusätzliche Schutz der Hardware gegen physische Attacken wie Anbohren oder Aufschrauben sei deutlich aufwändiger. Für Ärger soll außerdem die Anforderung des BSI sorgen, die Konnektoren nicht mit normalen Paketdiensten, sondern mit besonders abgesicherten Transporten zu den am Feldtest beteiligten Arztpraxen und Krankenhäusern zu liefern.

Weil sich der Start des Feldtests verzögert, werden die weiteren Termine hinfällig. Das gilt insbesondere für die Einführung der qualifizierten digitalen Signatur der Ärzte und die damit verbundene Möglichkeit, elektronische Arztbriefe ab Mitte 2016 zu verschicken. Nach Darstellung der Gematik will man nun prüfen, "ob die Test-, Zulassungs- und Lieferprozesse optimiert werden können, damit die Erprobung in den Testregionen ohne weitere Verzögerungen im 1. Quartal 2016 beginnen kann". Abstriche bei Qualität und Sicherheit soll es dabei aber nicht geben. (vbr)